Immer wieder wird Gutverdienenden, Selbständigen oder Unternehmern empfohlen, eine Rürup-Rente abzuschließen. Ist das sinnvoll?
Was grundsätzlich richtig ist: Zum 01.01.2017 sinkt der Garantiezins für Neuverträge von derzeit 1,25 % auf 0,9 %. Und: zum Jahresende wissen Sie, ob genügend Geld übrig ist. Sie wissen dann auch – oder wir können für Sie klären – wie viele Steuern Sie ungefähr mit einer Einzahlung in die Rürup-Rente sparen können.
Denn als Einzelveranlagter können Sie im Jahr 2016 bis zu € 22.766,– mit steuerlicher Wirkung für Ihre Altersvorsorge in einen bestehenden oder neuen Rürup-Renten-Vertrag einzahlen. Wenn Sie verheiratet oder verpartnert sind und zusammen veranlagt werden und Ihr/e Partner/in nicht in eine Rürup-Rente einzahlt, können Sie sogar den doppelten Betrag in Anspruch nehmen.
Allerdings: Von diesem Maximalbetrag sind in 2016 nur 82 % als Sonderausgaben steuerlich abzugsfähig, also maximal € 18.668,– – mit einer maximalen Steuerersparnis im Spitzensteuersatz von 42 % in Höhe von € 7.840,56 zzgl. Soli. Diese Beträge beziehen sich natürlich auf den Betrag von € 22.766, – .
Dieser Maximalbetrag gilt allerdings für Ihre gesamte Altersvorsorge, einschließlich der Beiträge zu einem standesrechtlichen Versorgungswerk, der gesetzliche Rentenversicherungsbeiträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer und eben auch einer eventuellen Rürup-Rente. Bei Beamten wird außerdem dieser maximal Höchstbetrag von € 22.766, um einen fiktiven Gesamtbeitrag zur Rentenversicherung gekürzt. – Ob sich eine zusätzliche Rürup-Rente für Sie dann steuerlich noch lohnt, ist ein Rechenexempel!
Aber: wenn es so einfach wäre und „nur“ um Garantiezins und Steuerersparnis ginge…
Aber so ist es nicht. Denn natürlich gelten auch für die Rürup-Rente alle Nachteile aller privaten Rentenversicherungen: zu hohe Kosten, zu geringe Renditen, zu niedrige oder keine Rentengarantien. Und speziell für die Rürup-Rente: keine Vererbbarkeit, keine Kündigungsmöglichkeit, sondern lediglich die Möglichkeit der Beitragsfreistellung, keine Verpfändbarkeit… An das Geld kommen Sie also nicht mehr dran, sondern können lediglich die Rente in Anspruch nehmen. Und weil ein relativ hoher Anteil der eingezahlten Prämien steuerlich abgezogen werden kann (s.o.) muss bei Rentenbezug ebenfalls ein hoher Anteil der Rente – bei Renteneintritt in 2016: 72 %, ab Renteneintritt in 2040: 100 % – versteuert werden.
Jeder der genannten Nachteile kann schon für sich genommen ein wichtiger Gegengrund gegen den Abschluss einer Rürup-Rente sein. Folgende Fragen sollten Sie sich deshalb stellen.
- Haben Sie den dringenden Wunsch nach einer – evtl. zusätzlichen – monatlichen Einnahme im Alter, mit der Sie keinen Verwaltungsaufwand haben?
- Enthält der Ihnen angebotene Vertrag eine garantierte Rente in angemessener Höhe? – In Aussicht gestellte – aber nicht garantierte – Renditen und Renten sind unsicher und dienen der Augenwischerei.
- Nehmen Sie in Kauf, dass Sie im Alter ausschließlich regelmäßige Rentenzahlungen bekommen und keine zusätzlichen Beträge bei Bedarf entnehmen können?
- Wie hoch wäre bei Abschluss einer Rürup-Rente Ihre Steuerersparnis? Eine Rürup-Rente lohnt sich nur – wenn überhaupt – bei hohem zu versteuernden Einkommen.
- Sind Sie bereit, in Kauf zu nehmen, dass Sie mit der klassischen Rürup-Rente Ihre Angehörigen nicht absichern können? Denn jede Zusatzvereinbarung verringert Ihre Rente. Flexibler und unabhängiger sind Sie, wenn Sie bei Bedarf diese Risiken in gesonderten Verträgen versichern.
- Haben Sie eine hohe Lebenserwartung? – Denn bei Rentendauer unter 20 Jahren ist laut Finanztest eine Rürup-Rente nicht lohnend und zusätzliche Auszahlungen, z. B. im Krankheitsfall, sind aufgrund der strikten Vorschriften nicht möglich.
Sollten Sie trotz der Nachteile eine Rürup-Rente abschließen wollen, hier noch einige Tipps:
- Direktversicherer sind billiger als der Abschluss über den Vertrieb. Testsieger bei Finanztest ist die Europa, bei der Sie online abschließen können.
- Es gibt flexible Verträge, in die Sie niedrige Festbeiträge einzahlen und zusätzlich Sonderzahlungen leisten können, und zwar zu den bei Vertragsbeginn vereinbarten Bedingungen, also z. B. den 1,25 % Verzinsung in 2016.
- Achten Sie auf ausreichende Geldreserven, auf die Sie jederzeit zugreifen können, mindestens für 6 Monate Ihre Privatausgaben, eventuell zusätzlich Reserven für den Betrieb – je nach Ihrer betrieblichen Situation.
Eine Alternative für Ihre Altersvorsorge – gerade auch, wenn Sie schon etwas älter sind – ist ein ETF-Portfolio. Und wenn Sie in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht pflichtversichert sind, können Sie freiwillige Beiträge zahlen. Oder sparen Sie ganz einfach auf einem Festgeld oder Girokonto. Da bekommen Sie zur Zeit zwar keine Verzinsung, aber Sie haben auch kein Risiko – zumindest, wenn das Girokonto bei einer Bank liegt, die der deutschen Einlagensicherung der Banken oder Sparkassen unterliegt.
Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Denn an das Geld in der Rürup-Rente kommen Sie nicht mehr dran. – Noch ist nicht Weihnachten: Sie können mich gerne ansprechen.
Stand: 02.12.2016