Für viele Unternehmen, auch im Mittelstand, wird es zunehmend zum Problem: Aufträge gibt es genügend. – Mitarbeiter fehlen, um sie zu bearbeiten. Und die Konkurrenz um die Wenigen ist hart. Wie können Sie Interessenten erreichen und sie bewegen, sich für Sie zu entscheiden?
Empfehlungen, was Unternehmen tun können, um eigene Mitarbeiter zu binden und neue Mitarbeiter zu finden, gibt es seit Jahren reichlich: Familienfreundlichkeit, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Mitarbeitersuche über Netzwerke wie Xing, LinkedIn oder Facebook, Prämien für eigene Mitarbeiter, auf deren Empfehlung jemand eingestellt wird – und sicher noch Vieles mehr. Alles alt bekannt!
Heute will ich Sie auf einen weiteren Aspekt aufmerksam machen: auf die veränderten Wertvorstellungen und Erwartungen der neuen Generation von Mitarbeitern an ihren Job.
Denn die junge Generation erwartet von ihrem Beruf nicht mehr nur Familienfreundlichkeit und möchte keinen hohen Druck. Ganz wichtig ist den jüngeren Mitarbeitern – und oftmals auch den älteren – wie sie von Chef oder Chefin im Betrieb geführt werden, wie der Umgang der Vorgesetzten mit ihnen ist. Denn der Patriarch, der in früheren Jahren und Jahrzehnten die starke Führungspersönlichkeit war, wird heute immer mehr in Frage gestellt. Immer mehr Mitarbeiter erwarten persönlichen Respekt und Wertschätzung statt einsame Entscheidungen und Anweisungen.
Vielleicht genau deshalb sind Startups so erfolgreich, Mitarbeiter trotz der leer gefegten Arbeitsmärkte zu finden: Sie haben – zumindest anfangs – häufig ganz flache Hierarchien; Chefs, die innovativ sind, offen kommunizieren und teamorientiert arbeiten.
Mehr und mehr tauchen deshalb die Fragen nach den Fähigkeiten und Eigenschaften einer guten Führungskraft und den Charakteristika von guter Personalführung auf. Fragen, die zu den Zeiten, in denen sich die Unternehmen ihre Mitarbeiter aus einer großen Zahl von Bewerbern aussuchen konnten, niemals entstanden wären. Einer Zeit, in der die meisten heutigen Unternehmer und Führungskräfte geprägt wurden. – Doch heute ist das anders: Heute ist auch der Führungsstil durchaus relevant im Wettbewerb der Unternehmen um ihre Mitarbeiter.
Die große Herausforderung bei der Frage, ob die eigene Mitarbeiterführung wertschätzend ist – oder vielleicht doch nicht so ganz: die meisten von uns, uns heutigen Unternehmern und Führungskräften, sind in Hierarchien aufgewachsen und sozialisiert worden. Wir kennen nichts anderes. – Zwar ersetzen dennoch schon heute viele Unternehmer Hierarchie und Genehmigung durch Vertrauen und Eigenverantwortung. Für Viele von uns sind die Hierarchien und einsamen Entscheidungen jedoch der Normalzustand. Genau deshalb ist es so schwierig sich vorzustellen, wie junge Mitarbeiter diesen Führungsstil erleben. Ob und wie ein anderer Führungsstil möglich wäre.
Dazu gibt es natürlich von den verschiedensten Anbietern Vorträge, Seminare und Trainings. Aber vielleicht ist dieser Artikel für Sie ja bereits eine Anregung zum Perspektivwechsel:
Sich selbst mit den Augen des Mitarbeiters zu sehen, sich selbst zuzuhören und auch die Reaktionen der Mitarbeiter auf das eigene Verhalten wahrzunehmen. Sich zu fragen, ob man sich selbst als Mitarbeiter bei diesem Umgang gut fühlen würde. Also letztendlich: neben den Sachthemen auch der Beziehung zu den Mitarbeitern Bedeutung einzuräumen.
Ein Schritt auf einem guten Weg!